Du wirst bald Vater und hast keinen Plan, was das Wochenbett eigentlich ist? Keine Sorge, uns ging es genauso. Darum haben wir wochenbett.wtf gemacht: ein paar Slides, Life-Hacks und Tipps von anderen Vätern, zum durchklicken und umsetzen.
Viel Spaß damit!
Erstmal die Basics: Dieses Schwangerschafts-Ding läuft bei Euch ja nun schon einige Monate und ihr erwartet in den nächsten Wochen die Geburt Eures Nachwuchses. Soweit schonmal alles richtig gemacht.
Die Geburt ist eine aufregende Sache, aber hier erstmal nicht das Thema. Aber direkt nach der Geburt beginnt das Wochenbett und dauert die ersten gemeinsamen Wochen an.
Im “Wochenbett” versteckt sich nicht ohne Grund ein zentrales Möbelstück aus dem Schlafzimmer. Deine Frau soll sich nach der Geburt nämlich vor allem erholen. Warum? Eine Geburt ist körperlich und mental anstrengender als ein Marathonlauf. Vor allem im “Frühwochenbett” (die ersten 10 Tagen) ist liegen angesagt. In dieser Zeit beginnt die Rückbildung im Körper und der braucht dafür viel Ruhe.
Aber auch du hast natürlich krasse Sachen erlebt. Vielleicht hast du dich bei der Geburt total hilflos gefühlt. Oder es gab Komplikationen und du hattest Angst um dein Kind und deine Partnerin. Selbst wenn bei der Geburt alles glatt ging: jetzt hast du ein Kind und das ist krass. Und es ist wichtig, dass du darüber sprichst und dich mit anderen austauschst.
Der Körper deiner Partnerin hat gerade wirklich alles gegeben: euer Kind gemacht, geboren und - wenn gestillt wird - auch danach noch versorgt. Respekt. Nach 40 Wochen Schwangerschaft braucht er jetzt mal eine Pause und viel Ruhe. Vor allem um sich wieder zurück zu bilden, quasi ein voller Reset.
Ja, der Körper deiner Partnerin sieht jetzt wahrscheinlich anders aus, als vor der Schwangerschaft. Bei einigen (wenigen) Frauen bildet sich der Körper komplett zurück. Meistens aber nicht: es bleibt mehr Bauch, etwas schlaffere Brüste, ein paar Röllchen hier und ein paar Pigmente da - und in einigen Fällen auch eine große Kaiserschnittnarbe.
✓ Achte darauf, dass deine Partnerin möglichst viel liegen kann, vor allem in den ersten 10 Tagen.
✓ Denke daran, dass körperliche Veränderungen für uns alle schwierig sind - wie würdest du dich fühlen wenn sich dein Aussehen ändert?
✓ Gib Deiner Partnerin Zuspruch und Komplimente. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür!
Wir haben es ja schon angedeutet: Haushalt, Essen und Besuch planen sind gerade wahrscheinlich deine wertvollsten Aufgaben.
Aber keine Sorge, wir haben hier die weltbesten Hacks für euren Wochenbett-Plan aufgelistet, die euch allen das Leben leichter machen. Da ist möglichst große Entspannung fast schon vorprogrammiert.
Du bist fürs Essen zuständig, kannst aber nicht kochen? Kein Problem. Bestell euch ein Wochenbettpaket von mother’s finest oder NURI MOM, hier muss das Essen nur warm gemacht werden. Oder du holst dir Kochboxen von HelloFresh und schwingst selbst den Kochlöffel. Pizza bestellen ist natürlich Fallback No. 1 - kann aber sein, dass deine Partnerin lieber Rote Beete-Eintopf essen will. Wochenbett halt. 🤷
Alle wollen euer neues Baby sehen und du bist jetzt der Gatekeeper. Eine gute Regel kann sein: jeder Besuch muss etwas Essbares mitbringen. Damit siebt ihr entweder gut aus oder habt einen vollen Kühlschrank - beides gut. Die zweite Regel lautet: Weniger ist besser. Ein kurzer Besuch pro Tag reicht völlig aus. Mehr können dein Kind und deine Partnerin zumeist noch gar nicht aushalten.
Die Wohnung muss im Wochenbett sicher nicht glänzen - aber alle paar Tage das Bad putzen und mal saugen tut allen gut und gibt euch vielleicht ein Gefühl von Normalität.
Wenn du dazu selbst gerade nicht in der Lage bist, kannst du zum Beispiel eine Putzhilfe engagieren, das geht auch für einen einmaligen Auftrag!
✓ Wochenbettboxen mit Essen bestellen oder gemeinsam vorkochen
✓ Besuch koordinieren und dabei oft "Nein" sagen.
✓ Wohnung putzen. Oder putzen lassen.
✓ Und deiner Partnerin nochmal eben sagen wie toll sie das alles macht.
Psychisch ist das Wochenbett die reinste Achternbahnfahrt. Durch das Hormonchaos entsteht bei vielen Frauen z.B. der Babyblues, der auch Heultage genannt wird. Es fängt oft um Tag 3 nach der Geburt an und dauert bis zu 5 Tage. In dieser Zeit können sich die Gefühle deiner Partnerin ziemlich schnell ändern, von großer Verzweiflung zu höchstem Glück und umgekehrt.
Statt sie aufzumuntern oder mit Argumenten zu erklären, dass doch eigentlich alles gut ist, nimm sie einfach in den Arm und haltet das Gefühlschaos zusammen aus.
Die gesamte Situation ist komplett neu für euch. Da ist ein wenig Überforderung hier und da völlig normal für dich und deine Partnerin. Lasst es zu und sprecht darüber. Ihr werdet in eure neuen Rollen als Eltern langsam hineinwachsen.
Manchmal gehen die Heultage aber auch nicht vorbei, sondern direkt in eine Wochenbett-depression über. Das kann auch im ganzen ersten Jahr nach der Geburt noch passieren. Postpartale Depressionen machen sich nicht nur durch Niedergeschlagenheit bemerkbar, charakteristisch sind auch ambivalente Gefühle gegenüber dem Kind, Versagensängste, Zwangsgedanken und Stillprobleme.
Wenigstens passiert uns Männern nichts, richtig? Leider falsch, auch Väter können eine depressive Phase haben. Das äußert sich oft in Zweifeln daran, ob das mit dem Kind die richtige Entscheidung war. Es kann auch sein, dass du nicht schlafen kannst oder deine Gedanken kreisen. Versucht darüber zu sprechen - miteinander und mit anderen oder professionellen Helfer:innen.
✓ Tränen und Gefühle miteinander aushalten.
✓ Wenn die Heultage nicht vorbeigehen: Schlag deiner Partnerin einen Selbsttest vor und informiert euch auf der Seite smart-moms.de
✓ Und wenn du selber das Gefühl hast, in eine depressive Verstimmung zu rutschen, mach auch du einen Selbsttest und such dir Hilfe.
Schonmal davon gehört, dass Mütter Vätern erklären, wie das mit dem Baby alles eigentlich geht? Das passiert tatsächlich ziemlich oft. Darum kommen hier ein paar Slides für dein Vater-Selbstbewusstsein, denn du kannst alle Baby-Dinge natürlich ganz genauso gut wie die Mama. Ok, außer Stillen vielleicht. Aber sonst wirklich alles!
Ein guter Start: Bei Hebammen-Terminen im Wochenbett dabei sein und eigene Fragen stellen.
Denn es ist erstmal alles neu: Wunder Po, was nun? Wie binde ich ein Tragetuch? Und wie geht dieses Babybaden?
Aufschreiben, Hebammen-Termin abwarten und selber fragen. Egal was es ist, du kannst alles fragen.
Was nerven kann: Wenn deine Partnerin dir reinredet.
Was helfen kann: Klare und eindeutige Aufgabenverteilung. Wer geht mit dem Baby zum Arzt? Wer kümmert sich um neue Klamotten fürs Baby? Wer ist verantwortliche für all den Admin-Quatsch (Kindergeld, etc.)? Durch eine klare Aufteilung wird jeder Expert:in in einem Bereich und übernimmt Verantwortung ohne Reinreden.
Was du konkret tun kannst:
✓ Bei Hebammen-Terminen dabei sein und Fragen stellen.
✓ Klare Aufgabenbereiche und damit auch Verantwortung übernehmen.
✓ Auch mal ganz alleine Zeit mit dem Baby verbringen und an Herausforderungen wachsen.
Eltern werden ist neben viel Gefühl & Geschrei vor allem auch eins: bürokratischer Wahnsinn. Aber wir lotsen dich auch hier durch, keine Sorge. Direkt nach der Geburt meldest du dein Kind an. Das geht oft noch im Krankenhaus. Wenn ihr aber woanders entbunden habt oder direkt nach der Geburt nach Hause geht, suche das für euch zuständige Standesamt und mach die Anmeldung einfach dort.
Wenn du und die Mutter des Kindes nicht verheiratet seid, muss die Vaterschaftsanerkennung und ggf. eine Erklärung zum Sorgerecht gesondert beantragt werden (wenn ihr das wollt). Das könnt ihr schon vor der Geburt ganz entspannt machen, aber es ist auch hinterher möglich. Dafür zuständig ist das Jugendamt eures Wohnortes.
Nach der Anmeldung bekommst du die Geburtsurkunde(n) entweder direkt ausgehändigt oder sie werden euch nach Hause geschickt. Sobald diese da ist, kannst du euer Kind bei einer eurer Krankenkassen in der Familienversicherung anmelden. Das ist kostenfrei und geht oft auch online.
Deine Partnerin bekommt während ihres Mutterschutzes Mutterschaftsgeld, einen Teil schon vor der Geburt und einen weiteren Teil danach. Für den Danach-Teil braucht die Krankenkasse der Frau eine Kopie der Geburtsurkunde - und, wenn deine Frau Arbeitnehmerin ist, muss dieses Dokument in Kopie auch an ihren Arbeitgeber gehen. Nur dann kommt die Kohle.
Kindergeld wird bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit beantragt. Dafür brauchst du eine Steueridentifikationsnummer - nicht nur für euch Eltern, sondern auch für dein Kind. Kein Scherz. Diese wird dir per Post vom Bundeszentralamt für Steuern zugesendet, sobald dort die Meldedaten eingegangen sind. Sobald die Nummer da ist, kannst du online Kindergeld beantragen.
Die Unterlagen für euren Elterngeld und Elternzeit-Antrag könnt ihr schon vor der Geburt vorbereiten, alle Infos dazu bekommt ihr vom zuständigen Jugendamt. Absenden könnt ihr den Antrag nach der Geburt. Nicht vergessen: der Antrag sollte in den ersten drei Lebensmonaten des Kindes gestellt werden, weil Elterngeld ab Antrag nur drei Monate rückwirkend gezahlt wird.
Euer Kind ist geboren. Du hättest trotz des ganzen Trubels Lust auf Sex. Und deine Partnerin? Viele Frauen können sich nach der Geburt erstmal gar keinen Sex vorstellen. Geburtsverletzungen müssen heilen, der neue Körper irgendwie verstanden werden, der Fokus liegt woanders und auch hormonell bedingt haben (vor allem stillende) Frauen im Wochenbett keinen Bock auf Sex.
Alle reden darüber, dass Frauen keine Lust auf Sex haben - aber mit schreiendem Baby, ohne Schlaf und diesem ganzen Chaos liegt auch dir nichts ferne als sexy time im Wochenbett? Können wir total verstehen und ist absolut normal.
Aber keine Angst, die Lust kommt zumeist von ganz alleine zurück.
Einige Frauen haben Geburtsverletzungen an Damm, Vulvalippen und in der Vagina, die genäht werden müssen. Die Fäden werden im Wochenbett gezogen. Manchmal machen die Nähte aber auch nach dem Wochenbett noch Probleme, vor allem durch Schmerzen beim Sex. Gleitgel kann helfen. Wenn es trotzdem schmerzt, kann euch eure Hebamme weiter beraten.
Eure Beziehung verändert sich. In den ersten Monaten werdet ihr wahrscheinlich vor allem Eltern und weniger Paar sein, müsst viele Absprachen treffen und eure Bedürfnisse konkret formulieren. Kann erstmal ungewohnt sein und manchmal vermisst man den anderen auch ziemlich doll, obwohl man tagelang nebeneinander auf dem Sofa sitzt. Wird aber alles besser, versprochen.
Wir wollen hören, was wir an der Seite noch verbessern können. Was fehlt? Was ist zu viel? Was ist unklar oder uncool?
Und: Wir suchen Erfahrungen und Zitate aus dem echten Wochenbett.
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